Fachkommentar zu Fall Nr. 275853 KH-CIRS-Netz Deutschland Drucken
23.06.2025
KH-CIRS-Netz Deutschland: Fall Nr. 275853: „Fehlende präoperative Risikoevaluation - Fehlende Kenntnisse in der Rhythmusdiagnostik“

Fachkommentar des Fachbeirats CIRSmedical.de (BDA/DGAI)

Download Fachkommentar Fall-Nr. 275853 (PDF)


Autor: Prof. Dr. med. Michael St.Pierre in Vertretung des Berufsverbandes Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten (BDA) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie & Intensivmedizin (DGAI)


In Ihrem Bericht berichten Sie kritisch von einer perioperativen Situation, in welcher bei einer anamnestisch gesunden Patientin eine bis dato unbekannte bradykarde Herzrhythmusstörung identifiziert und anschließend einer definitiven Behandlung (hier: Schrittmacherimplantation) zugeführt wurde.

Genau genommen erfüllt der Sachverhalt Ihres Berichts nicht die Kriterien einer CIRS-Meldung, in welcher unerwartete, neuartige oder schwerwiegende Ereignisse mit Sicherheitsrelevanz gemeldet, einer systemischen Analyse zugeführt und - wo notwendig - mit konstruktiven Maßnahmen beantwortet werden soll. Vielmehr schildern Sie einen klinischen Prozess, in welchem eine Pathologie detektiert, auf seine unmittelbare klinische Relevanz hin bewertet wird (hier: mit der geplanten Operation kann fortgefahren werden) und anschließend einer erweiterten Diagnostik zugeführt wird. In diesem Sinne illustriert Ihr Bericht sehr anschaulich die wichtige perioperative „Gatekeeper”-Funktion, die unser Fachgebiet spielt, in welcher wir häufig erstmalig Pathologien entdecken und zum Wohle der Patienten einer weiterführenden Diagnostik zuführen.

In Unkenntnis des Alters und des eingriffsbezogenen Risikos Ihres Patienten kann nicht beurteilt werden, ob hier ein präoperatives EKG notwendig gewesen wäre. Da aus Ihrer Einschätzung heraus aber der Vorfall auf Probleme in der Standardisierung der präoperativen anästhesiologischen Risikoevaluation an ihrem Haus besteht könnte der Fall als Anlass dafür dienen, dies durch die dafür verantwortlichen Ärzte kritisch zu überprüfen.

Zu dem zweiten Aspekt Ihrer Meldung, dass „fehlende Kenntnisse in der Rhytmusdiagnostik” und ein unterlassener OP-Stop bei Unklarheiten zu dem Verlauf beigetragen haben, kann keine Aussage getroffen werden. Ganz grundsätzlich ist es jedoch problematisch, im Rahmen eines CIRS-Berichtes die Motivationen und Gründe für das Verhalten oder Unterlassen von Handlungen durch Personen zu kommentieren, da zu einer vollständigen Perspektive immer noch die Sichtweise der angesprochenen Person notwendig ist. Diese fehlt jedoch regelhaft in einer CIRS-Meldung.

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