Fachkommentar zu Fall Nr. 274507 KH-CIRS-Netz Deutschland |
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23.06.2025 |
KH-CIRS-Netz Deutschland: Fall Nr. 274507: „Fehlender standardisierter Untersuchungsalgorithmus“ Fachkommentar des Fachbeirats CIRSmedical.de (BDA/DGAI) Download Fachkommentar Fall-Nr. 274507 (PDF)
Aus psychologischer Sicht handelt es sich hier um ein Beispiel für Verantwortungsdiffusion. Der Gefäßchirurg hat seine Arbeit erledigt und geht davon aus, dass das anästhesiologische Team die weitere Betreuung übernimmt. Auf Grund fehlender Standards für die postoperative neurologische Überwachung, ist das Anästhesieteam auf die typischen Aufwachraumaspekte Oxygenierung, Blutdruck, Schmerzen, etc. fokussiert. Für die neurologische Überwachung muss jemand anderes zuständig sein. Hinzu kommt in dem Fall, dass die wichtige Gabe von Gerinnungshemmern vergessen wurde. Genau um solche Fehler zu vermeiden, wird bereits seit vielen Jahren das Durchführen einer strukturierten Patientenübergabe empfohlen [1]. Dieses Vorgehen hilft, Wissensverlust zu reduzieren und die Patientenversorgung zu verbessern. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass der Anästhesist, der den Patienten im AWR abgegeben hat, nicht wusste, welche Art von postoperativer Überwachung erforderlich war. Deshalb ist es wichtig, dass das im OP-Saal etablierte Team Time Out vollständig durchgeführt wird: Der letzte Teil ist am Ende der OP. Hier wird zusammengefasst, was postoperativ beachtet werden muss (Nüchternheit, Überwachung, Schmerztherapie, ggf. weitere Medikamentengaben, Laborkontrollen, etc.). Leider ist die Durchführung des Team Time Outs am OP-Ende in den meisten Krankenhäusern eher die Ausnahme als die Regel, aber der Fall sollte zum Anlass genommen werden, den Stellenwert dieser kurzen Absprache wieder in Erinnerung zu rufen und die konsequente Umsetzung einzufordern. Der letzte Aspekt ist der fehlende oder ggf. nicht bekannte Standard für die Besonderheiten einer postoperativen Überwachung nach einer Carotis-OP. Hier ist der Gefäßchirurg in der Pflicht, der einen solchen Standard erstellen und für die Anwendung sorgen muss. Die Durchführung kann natürlich an eine andere Abteilung in Absprache delegiert werden. Literatur:
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